Abitur 1998 am FvSG

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(Gymnastik - Tanz bei Herrn Schmidt(SSG))
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Ort der Handlung war die Turnhalle des Sophie Scholl Gymnasiums im idyllischen Örtchen Sterkrade. Zweimal wöchentlich trafen hier zu den ergötzenden Zeiten (17 Uhr und 13.20 Uhr) ungefähr zwölf von insgesamt zwanzig Kursmitgliedern ein, die mehr oder weniger angespannt und motiviert auf das Aufschließen der Tür durch unsere Sportlehrerin Frau Schmidt warteten. Dies war gleichbedeutend mit einem Startschuß, denn von nun an lief der 60 minütige Countdown langsam ab. Da das Umziehen nun einmal Zeit in Anspruch nimmt, denn schließlich gibt es immer wichtige, mitteilungsbedürftige Informationen die einfach nicht aufgeschoben werden können, wagte man sich erst nach durchschnittlich 10 Minuten mit gemischten Gefühlen in den "Tanzsaal". Von den ehemals 60 Minuten Unterricht waren dann nur noch 50 Minuten übrig. Diese Zeitknappheit fiel auch unserer Lehrerin stets auf wenn sie sich in graziöser Haltung auf dem Boden niederließ, natürlich nicht ohne vorher zur Dehnübung der Beinmuskulatur mit durchgedrückten Knien die Kursmappe aus der ebenfalls am Boden plazierten Sporttasche zu fischen. Schnell wurden nun die fehlenden Schülerinnen eingetragen, die oftmals in die Kategorie derjenigen fielen, welche durch Anwesenheit glänzten und sich dieser Ungerechtigkeit rigoros widersetzten. Da der Platz für alle Abwesenden leider nie ausreichte, entweder da das Kästchen zu klein war oder Frau Schmidts Stift einfach zu dick, lief dieses Problem jede Stunde auf Verwunderung seitens unserer Lehrerin hinaus. Nach einem Blick auf die Uhr und der oft ungläubigen Feststellung, daß die Stunde nur noch weitere 40 Minuten andauerte, reihte man sich gehorsam zum Exercice auf. Diese allseits beliebte Prozedur wiederholte sich über zweieinhalb Jahre hinweg fast stündlich, wobei sich doch Abwechslungen durch Reihenfolgenvariationen herauskristallisierten.

Doch auch bei aller Disziplin kam man oft ins Schmunzeln, wenn Frau Schmidt eine bestimmte, zum Exercice passende Musik heraussuchte (persönl. Vorliebe: mit Buschtrommeleinsatz), was natürlich Zeit in Anspruch nahm, mußte die CD doch erst einmal bis zum gewünschten Lied "vorgespult" werden. Nun ja, wie dem auch sei ging durch das Aufwärmen erneut kostbare Unterrichtszeit verloren und da man später noch zur Gruppenarbeit übergehen wollte, sollten die verbleibenden 25 Minuten nun auch sinn- und stilvoll genutzt werden. Während zweieinhalb Jahren Gymnastik - Tanz durchschritten wir die Abteilungen Jazz - Dance, Modern - Dance, einige Musicalpassagen und auch die Abiturpflicht mit dem Band, die in diesem Artikel wohl an erster Stelle genauer beschrieben werden sollte. Hierbei entstanden nämlich die eigenwilligsten Choreographien, die nur noch entfernt mit der von Frau Schmidt übereinstimmten. Während das Band locker mitschwingen und mit dem Körper harmonieren sollte ( Zitat Fr. S.:
"Das Band ist die natürliche Verlängerung eures Armes"), schafften es einige Schülerinnen immer wieder sich das Band entweder um den Kopf bzw. den restlichen Körper zu wickeln und so die Bewegungsfreiheit einzuschränken oder auch gänzlich zu verlieren, um sich nachher auf dem Boden sitzend wiederzufinden. Verunstaltete Knie mit blauen Flecken blieben nicht aus und auch an Taktgefühl mangelte es oft, was einem entweder mißbilligende Blicke seitens Frau Schmidt oder eine der gefürchteten Einzelunterweisungen einbrachte, bei denen man stolz mit seinem "Körper" vor seinen Mitschülerinnen protzen konnte. Auch die heißgeliebten Tests verliefen nach diesem Schema. Immer zwei Menschlein mußten mutterseelenallein in der Weite der Halle stehen, angestarrt von zwölf mitleidig und einem kritisch blickendem Augenpaar. Schließlich setzte die Musik ein und man begann mit dem Gefühl der seelischen Unterstützung durch seine Partnerin seine Kür. Gelang es diese zumindest halbwegs fehlerfrei zu absolvieren, schlich man relativ zufrieden auf seinen Platz zurück.

Aber das Leben hält oft Tücken bereit und man wurde unfreiwillig zum Pausenclown, wenn man es schaffte sich in einer möglichst taktannähernden Kür selbst in seinem Band zu verwickeln und zu Boden zu fallen, bzw. Teilabschnitte der Kür zu vergessen und auszulassen oder einfach aus dem Takt zu geraten und völlig unrhythmisch herumzuspringen, was oft auch noch Fassungslosigkeit bei Frau Schmidt auslöste.

Diese beliebten und immer sehnsüchtig erwarteten Stunden waren jedoch meistens sehr schnell zu Ende, was eigentlich auch nicht verwunderte, bedenkt man die oben erwähnten anderweitig genutzten 30 Minuten. ( Inwiefern dies auf Schülerverhalten zurückzuführen ist, bleibt der Phantasie des Lesers vorbehalten ). Die meisten Schülerinnen verließen stets niedergeschlagen den "Tanzsaal" und klammerten sich an die Hoffnung, sich drei Tage später zu günstiger Nachmittagszeit dort wieder einzufinden.

Zum Ende dieses kleinen Teilausschnittes aus dem Leben einiger Schülerinnen unserer Jahrgangsstufe sollte erwähnt werden das, obwohl es auch in anderen Sportkursen bestimmt lustig zuging, der Gymnastik - Tanz - Grundkurs eine Besonderheit in dieser Gattung darstellte und uns wahrscheinlich unvergeßlich bleiben wird!!
(br)




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