Wie viele verschiedene Definitionen gibt es doch, um diesem Wort gerecht zu werden. Kurz gesagt bezeichnet Kunst jedoch die
schöpferische Tätigkeit des menschlichen Individuums die, ohne eigentlichen Nutzen, Erlebnisse gestalten,
Übersinnliches im Sinnlichen ausdrücken, der Bewußtheit, Erinnerung, Vertiefung und Verschönerung des
menschlichen Lebens dienen will. Denn trotz der zeitgebundenen Ausprägung eines jeden Kunstwerkes, gleich welcher
Epoche, ist allgemein menschliche und überzeitliche Gültigkeit ein Zeichen ihrer Qualität. Ja, man kann
sagen, daß die Kunst wirklich alles überdauert. Auch wir, die Teilnehmer einer der beiden Kunstkurse sahen uns unter dem Motto " Let´s do the time warp again " unter sachkundiger Führung unseres "Masters" Hans Schad nur allzuoft in längst vergangene und zum Teil vergessenen Zeitepochen zurückversetzt. Dabei spielte es kaum eine Rolle, ob wir uns nun der Renaissance, dem Expressionissmus, dem Idealismus oder auch dem Realismus zuwendeten. Auch die kaum noch zu beherrschende Freude der Schüler, wenn sie sich mit "Repros" von Künstlern wie Friedrich, Dürer, Monet und anderen, sowie mit dem Buch "Vom Klassizismus zum Impressionissmus" konfrontiert sahen, war immer wieder erheiternd. Die Kunststunden sollten Kreativität und vor allem Eigeninitiative fördern, was Mittwoch morgens bzw. montags in der sechsten Stunde verständlicherweise sehr schwer realisierbar war. Aber es gab glücklicherweise doch immer beneidenswert motivierte Schüler, die alle möglichen anfallenden Arbeiten freiwillig erledigten und so die Arbeitsmoral innerhalb dieses Kurses aufrechterhielten. Aber auch die anderen Schüler lebten ihren Kreativitätssinn aus, indem sie versäumten Schlaf nachholten oder ihre Intelligenz mit Gameboy-Spielen zu verbessern suchten. Aber lenken wir nicht vom eigentlichen Thema, den Lehrinhalten dieser Kurse ab. Ja, man muß schon sagen, daß man sein geballtes Kunstwissen als erwachsener Mensch gut einzusetzen wußte. Denn welcher Mitschüler ließ sich nicht gerne auf eine Diskussion über "Die Rettung der Keuschheit" bzw. über die moralische Vertretbarkeit einer nackten, knienden Skulptur ein, die im Duisburger Tonhallengarten ausgestellt ist. Mit dem Thema "realistische Malerei" war es ähnlich. Begann man mit einer Erklärung, daß es hierbei im weitesten Sinn um Erkenntnis der Wirklichkeit geht, natürlich nicht nur der sichtbaren Äußeren sondern auch der versteckten Inneren, die den eigentlichen Maßstab bildet, fing man sich mißtrauische Blicke ein. Führte man dieses Thema dann noch weiter aus, beispielsweise in der Richtung, daß die Richtigkeit in der Lage ist, sich sowohl mit innerer Wahrheit als auch mit innerer Unwahrheit zu verbinden, konnte man sicher sein auf verständnisloses Kopfschütteln zu stoßen. Kunst kann sich jedoch auf verschiedene Arten dem Betrachter darbieten. Neben einigen künstlerischen Betätigungen wie dem Anfertigen kleinerer Zeichnungen, verbrachten wir viel Zeit mit dem richtigen Zerschnipseln von Zeitungen, die für spätere Kunstobjekte angefertigt wurden. |
An dieser Stelle sollte jetzt doch einmal denjenigen Leuten Anerkennung gezollt werden, die es sich wirklich nicht nehmen
ließen, mindestens sechs Doppelstunden mit nichts anderem als monotonem Schnipselreißen zu verbringen, wo bei
den meisten Kursteilnehmern schon der bloße Anblick der Zeitungen genügte um in hysterische Anfälle
auszubrechen. Highlights dieses Kurses stellten aber mit Sicherheit diverse Ausflüge zu den verschiedensten Skulpturen innerhalb des Ruhrgebiets dar. Zu nennen wäre hier primär die Fahrt nach Bochum, bei der man schon während der filmreifen Verfolgungsjagd auf der Hinfahrt sein Testament machte. In Bochum selbst standen wir dann auch zum vereinbarten Zeitpunkt vor dem "Terminal", leider ohne Herrn Schad, der erst ca. eine Stunde später auftauchte, da er versehentlich eine Station zu früh aus dem Zug ausgestiegen war. Glücklicherweise sahen ihn die übrigen Kursteilnehmer noch rechtzeitig, obwohl man schon abfahrbereit wieder in den Autos saß. Also stiegen wir nach eineinviertel Stunden Wartezeit alle wieder aus und begaben uns erneut an eine Gruppenbetrachtung des "Terminals". Gemeinsame Betrachtungen haben den Vorteil, daß der Lehrer mit den des öfteren leicht abwegigen Eindrücken seiner Schüler konfrontiert wird, die nicht immer zu seiner Zufriedenheit ausfallen, bzw. auf sein Verständnis stoßen, da der Zusammenhang zwischen der Deutungsebene "Kunst in der Öffentlichkeit" und dem Geäußerten manchmal nicht sehr logisch erscheint. Aber trotz allem haben zumindest einige Ausflüge einen prägenden Eindruck hinterlassen, sei es durch oben schon angesprochene Autofahrten, Gemeinschaftswarten oder tatsächlich durch die positive / negative Wirkung einer Skulptur. Obwohl es innerhalb unserer Stufe zwei Kunstkurse gab, arbeiteten diese jedoch nach völlig verschiedenen Lehrinhalten. Während sich der Kurs von Frau Heine meist praktisch auslebte, erweiterten wir unseren geistigen Horizont mit Theoriestunden und Diskussionen. Dazu muß jedoch auch gesagt werden, daß Herr Schad versuchte, die zwei Klausurschreibenden mit Hilfe der Theoriestunden auf die Klausur vorzubereiten. Abschließend sollte gesagt werden, daß die Stunden doch immer recht lustig oder zumindest erholsam waren, auch wenn einige Schüler sich nur selten blicken ließen. Nicht zu vergessen werden auch Herr Schads Wutausbrüche sein, erwischte er einen Schüler bei dem Versuch, mit einer Dose Cola bestückt den Raum (oh pardon, ich meine natürlich die "Dosenfreie Zone") zu betreten und sei es auch nur um diese sofort unauffällig in der Tasche verschwinden zu lassen. Meiner Meinung nach besitzt Kunst auch im übertragenen Sinn " Erinnerungswert". |
(br)
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