Wer mag wohl der Lehrer sein, dessen Devise lautet: Kleinvieh macht auch Mist!? Es gibt Lehrer, die wie eine Schlaftablette wirken. Nicht so Herr P. aus O., der Mathematik und Physik am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium unterrichtet. Oder war es doch Hauswirtschaftslehre? Könnte sein, wenn man sich den hinteren Teil des Mathekurses ansieht. Dort vertreibt Vanillepudding die Langeweile und Waffeln trösten über Kurven hinweg, die sich einfach nicht diskutieren lassen wollen. So eine Kurve hat einfach keine vernünftige Argumentation. So vergeht die Zeit wie im Flug. Oft sind die Stunden geradezu zu kurz, weshalb Herr P. aus O. es vermutlich schon aufgegeben hat, Aufgaben an der Tafel ausführlich vorzurechnen. (Sehr zum Ärger mancher unwissender Schüler.) Manchmal hat man sogar den Eindruck, eine Stunde bei Herrn P. aus O. dauere keine Dreiviertelstunde, wenn ein oder zwei Schüler hilfsbereit verkünden: "Es schellt gleich! " Der gesuchte Lehrer selbst scheint kein großes Vertrauen in technische Geräte zu haben. Er besitzt weder eine Armbanduhr noch einen Taschenrechner. Es ist schon sehr erstaunlich, was man mit diesen hochtechnisierten Taschenrechnern heutzutage alles machen kann, zum Beispiel Fakultäten ausrechnen. Herr P. scheint keines dieser neumodischen Geräte zu brauchen, seine Denkfähigkeit trainiert er regelmäßig. Aber nicht nur seine geistigen Fähigkeiten übertreffen die seiner Schüler. Er hält sich auch körperlich fit, indem er jeden Morgen bei Wind und Wetter, Sommers wie Winters mit dem Fahrrad zur Schule saust. Dabei beweist er auch eine große Portion Mut, wenn man bedenkt, wie viele Schüler unserer Stufe mit dem Auto zur Schule kommen... Herrn P. bereitet es auch keine Mühe, die Namen seiner Schüler zu lernen, wie vielen seiner Kollegen. Er versucht es gar nicht erst. Schließlich hatte er stets eine Liste mit den vielfältigsten Informationen vor sich liegen. Auf dieser Liste stehen alle Namen und obendrein auch noch, welches arme Würstchen Mathe als Abifach, womöglich sogar als mündliches Abifach (selber schuld!) auserkoren hat. Natürlich bringt diese Methode ein paar Tücken mit sich. Ab und an wird aus einem Michael schon mal ein Martin und leider weiß die Liste auch nicht, ob der auserwählte Schüler überhaupt anwesend ist oder nicht. Aber schließlich gibt es immer Schüler, die Herrn P. zuvorkommend bei solchen Kleinigkeiten weiterhelfen. Herr P., der äußerlich gewisse Ähnlichkeiten mit der Sagenfigur Rübezahl aufweist, dabei aber im Tonfall von Margarethe Schreinemakers spricht, hat sicher nicht ohne Grund gleich zwei Mathekurse in unserer Stufe. Seine demokratische Art setzt sich selbst in einem so wissenschaftlichen Fach wie Mathematik durch. Herr P. hat nämlich die Eigenschaft, die zu besprechenden Aufgaben nur in sehr geringem Maße vorzubereiten (vielleicht schreibt er sich vorher die Seitenzahl auf), weshalb in vielen Stunden einfach über das Ergebnis abgestimmt werden mußte. Wenn die Mehrzahl der Schüler auf dasselbe Ergebnis kommt, muß es wohl richtig sein, oder? Ein wohl einzigartiges Beispiel für gelebte Demokratie in einer deutschen Schule! Was Herrn P. auch so sympathisch macht, ist seine Individualität. Statt jede Stunde mit dem üblichen Satz |
anzufangen "Was hatten wir denn für Hausaufgaben? ", fragt Herr P.: "Was ham wa denn? " Dieser
Satz begleitet die Schüler durch die ganze Stunde. Ob es nun um Hausaufgaben, Ergebnisse, oder andere Probleme geht,
ein Satz paßt immer: "Was ham wa denn? " Letztendlich kann sich jeder Schüler selber aussuchen, was
das wohl heißen mag. Sehr individuell ist auch die Farbgestaltung der Klausuren. Die Colorierung reicht von Neongrün bis Neongelb, also grün wie die Hoffnung und gelb wie "Vorsicht! Mathe! "... Um die Weihnachtszeit herum bekommt man die Klausuren sogar festlich in Geschenkpapier verpackt zurück. Das alles nimmt natürlich sehr viel Zeit in Anspruch, da muß man schon verstehen, daß sich ein so vielbeschäftigter Mann wie Herr P. nicht um jede Kleinigkeit kümmern kann. Zum Glück gibt es ja noch andere Mathelehrer, so daß Herr P. nicht ganz allein mit der Erstellung von Klausuraufgaben fertigwerden muß. Klausuren sind sowieso eine lästige Sache, schließlich muß man sie zu allem Überfluß auch noch korrigieren! Dabei hat Herr P. ohnehin ein schweres Schicksal, denn er ist farbenblind, weshalb man als Schüler nie die Farben rot und grün verwenden sollte, um verschiedene Bestandteile einer Skizze zu kennzeichnen. Welcher Schüler wollte Herrn P. schon Vorwürfe machen, wenn er eine Klausur nicht ganz alleine stellt, wenn ohnehin drei Mathekurse über das gleiche Thema schreiben müssen? Natürlich müssen dazu alle drei Kurse auch den selben Unterrichtsstoff abhandeln, aber das ist doch kein Problem! Dazu ist die letzte Stunde vor der Klausur schließlich da. Ein so humaner Lehrer wie Herr P. läßt seine Schüler schließlich nicht im Stich, schließlich hat er so etwas wie Verantwortung für sie. Und welcher Lehrer ist nicht zumindest ein wenig stolz, wenn er seine Schüler erfolgreich zum Abitur führen kann? Deshalb verteilt Herr P. großzügig Punkte in den Klausuren (Klein-* macht eben auch Mist.) und auch die Noten für sonstige Mitarbeit entstehen frei nach dem Zufallsprinzip. Herr P. ist also sicherlich einer der beliebtesten Lehrer an unserer Schule, ein Beispiel für Demokratie, Gerechtigkeit und lebhaften Unterricht. Warum können nicht alle Lehrer so sein? Wenn Ihr herausgefunden habt, welcher Lehrer hier gemeint war, dann schreibt die Lösung auf eine Postkarte und steckt diese Postkarte an Eure Pinnwand! |
(sb, al)
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